Vorträge nonstop im RadioKulturhaus Wien. Samstag, 4. März 2006. 13.00 bis 22.00 Uhr.
"Turn On Partner"    Freitag, 3. März 2006. 15.30 bis 18.00 Uhr.
"Zwischenraum" Mistelbach
 
Das Weinviertel, seine Kulturlandschaften und seine BewohnerInnen sind Thema des Bilderfrieses von Heinz Cibulka aus dem Jahr 2001 und des von Klaus Stattmann speziell für diesen Fries entworfenen Gebäudes. Cibulka, der schon lange im Weinviertel lebt, hat ganz persönliche Eindrücke aus seiner Umgebung fotografisch festgehalten. Lieb Gewonnenes und Verstörendes, Aufregendes und Alltägliches, touristische Klischees und Einsichten, wie sie nur ein/e hier Heimische/r haben kann, stehen dicht nebeneinander. Das Mittel der digitalen Collage erlaubt, dass sich alles auf einer gemeinsamen Bühne trifft. Es entsteht eine imaginäre Landschaft, in der andere Regeln von Raum und Zeit gelten, ähnlich wie in einem Tagtraum oder wenn wir dösend im Zug sitzen und die Landschaft, die vor dem Fenster vorüberzieht, sich langsam mit den Bildern unseres inneren Auges vermischt.

Diesen Moment der Bewegung greift die Architektur des Zwischenraums auf, nur dass in diesem Fall nicht der Zug in Bewegung ist, sondern die BetrachterInnen, die aktiv entlang der Bildwelten des Weinviertelfrieses spazieren. Viele der WeinviertlerInnen pendeln täglich mit der S-Bahn zu ihren Arbeitsorten. Die Züge, die wie farbige Strichcodes durch die Gegend huschen, sind bereits zum vertrauten Bestandteil des Landschaftsbildes geworden, ähnlich wie Scheunen, Strommasten oder die großen Silotürme. Unsere Landschaften sind nicht nur Natur, sondern immer schon gestaltete und mitunter technisierte Kultur. Indem der Zwischenraum auf dieses Wissen Bezug nimmt, teilt er uns mit, dass er nicht fremd sein will. Und doch ist er anders.

Wie die Bildwelten von Heinz Cibulka ist auch die Architektur von Klaus Stattmann sowohl vertraut als auch irritierend. Die Einzelteile, die Materialien sind alltäglich, beinahe beiläufig. Gleichzeitig bringt seine Machart aus vorgefertigten und hoch gelagerten Seecontainern ein Stück Hafen und somit eine andere Welt ins Weinviertel. Im Mischverhältnis liegt die Würze, wie beim traditionellen Wein der Gegend, dem Gemischten Satz, dem der Fries seinen Namen verdankt. So kann man die Vorstellung durch die vielfältigen Aufführungen dieser "performativen Behausung" mäandern lassen, von den theatralischen Bildwelten Cibulkas, in denen sich Erlebtes mit fantastischen Geschichten überlagert, über die reale Stadtansicht von Mistelbach, die vom Stirnfenster des Gebäudes gerahmt wird, bis zum Horizont der nahen Leiser-Berge im Westen und den Kleinen Karpaten der Slowakei im Osten der Aussichtsterrasse.
Angelika Fitz

Klaus Stattmann, geb. 1963 in Villach/Kärnten.
Ausstellungen: "Trespassing: Konturen räumlichen Handelns" in der Secession in Wien (2002), 5. Internationale Architektur Biennale in Sao Paulo in Brasilien (2003), "A Tribute to Preserving Schindler’s Paradise" im MAK Center in LA (2003), "Reserve der Form" im Künstlerhaus, Wien (2004), "Rock over Barock I" im Kunsthaus Mürzzuschlag (2004), "Performative Architektur" in der Galerie der Stadt Villach (2005), "Rock over Barock II" in AEDES East, Berlin (2005).

Vorträge: "Die Reserve der Form " mit A. Fitz an der Kunsthochschule Linz (2003), "Performative Architektur" im Congresscenter in Villach (2005), "Ausstellende Architektur", Architektur- u. Medienbiennale in Graz (2005).


Weiterführende Links:
www.splus.at
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