Vorträge nonstop im RadioKulturhaus Wien. Samstag, 4. März 2006. 13.00 bis 22.00 Uhr.
"Turn On Partner"    Freitag, 3. März 2006. 15.30 bis 18.00 Uhr.
Weingut "Manincor"
 
Die Gegend um den Kalterer See in Südtirol ist bekannt für ihre Weine und für eine noch relativ intakte Landschaft. Nördlich des Sees liegt der Ansitz Manincor, ein herrschaftlicher Weinhof aus dem Jahre 1608 mit 12 Hektar umfriedeten Weinbergen. Der Besitzer Michael Graf Goëss-Enzenberg keltert seit 1996 wieder selbst Weine, nachdem die 400-jährige Familientradition für einige Jahre unterbrochen wurde. Um den Ertrag von 45 Hektar eigenen Weinbergen in Kaltern und Terlan verarbeiten zu können, bedurfte es einer Erweiterung des historischen Weinkellers. Zwei Jahre wurde an einem Konzept und einem Programm für eine dreigeschossige Kellererweiterung gearbeitet. Dabei wurde versucht, mit dem Bauherrn Parallelitäten zwischen Weinmachen und Architekturdenken aufzuzeigen und diese Haltung in Gebautes umzusetzen.

Schlussendlich ist ein 32.000 m3 großes, fast gänzlich unterirdisches Gebäude entstanden, das nur an einigen Stellen an die Oberfläche ragt – eigentlich logisch und ideal für einen Weinkeller, bei dem Klima und semantische Überlegungen eine zentrale Rolle spielen. Es entstand ein Gebäude, das von außen betrachtet behutsam am Renaissancebau und an der geliebten Weinlandschaft "weiterbaut" und im Inneren jene Komplexität erfährt, die einem zeitgenössischen Kellerbau eigen sein soll. Es ist bewusst keine Kommunikationsarchitektur, sondern eine auf die Weinbereitung optimierte Maschine, deren räumliche und architektonische Qualitäten durch "korrektive" Maßnahmen am Funktionskonzept entstanden sind. Die Architektur bietet außerdem Raum für kulturelle und andere Veranstaltungen im Sinne der jetztzeitigen "Weinkultur".

Die Materialien Sichtbeton sowie angerosteter Stahl für Stege und Tore ziehen sich durch den gesamten Kellerbau. Es wurde der Anspruch des Bauherren nach einem "Maßanzug" und einer ehrlichen, abseits von "Wohnraumqualitäten" liegenden Funktionsarchitektur erfüllt – keine Selbstverständlichkeit in einer mitunter durch Kulissenarchitektur "verseuchten" Weinwelt. Die gesamte Zusammenarbeit mit dem Bauherrn, Tür an Tür, stellte eine Besonderheit dar. Nur so konnte ein für den Winzer maßgeschneidertes, authentisches und nicht "drüber gestülptes" architektonisches Ergebnis erzielt werden.
W.A.

Walter Angonese, geb. 1961 in Kaltern. Studium am IUAV Venedig. Bauten (Auswahl): Weinturm Hofstätter (1997, mit Z. Bampi und M. Scherer), Josefsburg der Festung Kufstein (1998, mit A. Egger und M. Scherer), Landesbergbaumuseum Steinhaus (1999, mit M. Scherer und S. Waiz), Landesmuseum, Schloss Tirol (2002, mit K. Hellweger und M. Scherer), Arbeiterhaus in Terlan (2003, mit S. Boday und Bergmeister & Partner), Umbau Barriquekeller Kellerei in St. Michael Eppan (2005), Bar in Kaltern (2005, mit M. A. Mayr). Derzeit Projekte in Südtirol, Trentino, Toscana. Vorträge und Gastkritiken an verschiedenen europäischen Hochschulen.

Rainer Köberl, geb. 1956. Studium an der Technischen Fakultät der Universität Innsbruck und in Haifa/Israel, seit 1993 selbständiger Architekt in Innsbruck.
Bauten (Auswahl): DOWAS in Innsbruck (1994), Lichtfabrik Halotech in Innsbruck (1995) und Bozen (2002), Alten- und Pflegeheim Nofels in Feldkirch-Nofels (1996), Chillout in Innsbruck (1999), Bücher Wiederin in Innsbruck (1999 und 2004), MPREIS Wenns im Pitztal (2001), MPREIS im Bahnhof in Innsbruck (2004).

Silvia Boday, geb. 1975 in Meran. Studium an der TU Innsbruck.
Bauten (Auswahl): Arbeiterhaus in Terlan (2003, mit W. Angonese und Bergmeister & Partner), Haus an der Weinstraße in Tramin (2005).


Weiterführende Links:
www.angonesewalter.it
Projektliste in der nextroom architektur datenbank

   
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